Beim poli­ti­schen Früh­stück der Senio­ren-Uni­on Bad Neu­en­ahr-Ahr­wei­ler mit der Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­ten Mecht­hild Heil wur­de über die Aus­wir­kung eines Urteils des Bun­des­so­zi­al­ge­rich­tes zur Schlag­an­fall­ver­sor­gung und die damit ver­bun­de­nen mög­li­chen Schlie­ßun­gen von Schlag­an­fall­ein­hei­ten im länd­li­chen Raum gespro­chen. Eini­ge Mit­glie­der zeig­ten sich besorgt und ver­är­gert, denn wie in einer Pres­se­mel­dung ver­lau­tet, wür­de durch die Schlie­ßung der Schlag­an­fall­ein­hei­ten künf­tig die gute Ver­sor­gung bei Schlag­an­fäl­len bei­spiels­wei­se in Bad Neu­en­ahr-Ahr­wei­ler nicht mehr in dem Rah­men wie bis­her gewähr­leis­tet. Frau Heil ver­sprach sich der Fra­ge anzu­neh­men und wür­de das Vor­ge­tra­ge­ne an die zustän­di­gen Stel­len wei­ter­ge­ben. Aber wegen der Wich­tig­keit des The­mas für Stadt und Regi­on wird der Vor­stand der Senio­ren-Uni­on die­sen Punkt auch auf­grei­fen und wei­ter ver­fol­gen, ver­sprach der Vor­sit­zen­de der Senio­ren-Uni­on Man­fred Kolling.

Um mehr Infor­ma­tio­nen aus ers­ter Hand zu erhal­ten, hat­te sich eine Grup­pe Mit­glie­der der Senio­ren-Uni­on umge­hend mit dem Chef­arzt der Abtei­lung für Kar­dio­lo­gie und Schlag­an­fall­ein­heit, Dr. Theo­do­ros Ball­i­dis, und dem kauf­män­ni­schen Direk­tor, Tho­mas Karls, des Kran­ken­hau­ses Maria Hilf getrof­fen. Bei dem Gespräch ging ein­gangs der ehe­ma­li­ge Chef­arzt der Inne­ren Abtei­lung des Kran­ken­hau­ses, Dr. Ger­hard Kreu­ter, auch Mit­glied der Senio­ren-Uni­on, auf die Grün­dung des Schlag­an­fall­zen­trums im Jah­re 1999 ein. Dr. Kreu­ter war damals Mit­in­itia­tor die­ser Ein­rich­tung. Vor­aus­ge­gan­gen war eine Stu­die die besag­te, das Pati­en­ten mit Schlag­an­fall in Rhein­land-Pfalz zu der Zeit nicht aus­rei­chend ver­sorgt wurden.

Von einer Kom­mis­si­on zur Ver­bes­se­rung der Situa­ti­on, in der Dr. Kreu­ter auch Mit­glied war, wur­den damals im Ergeb­nis ver­schie­de­ne Kran­ken­häu­ser aus Rhein­land-Pfalz als Schlag­an­fall­zen­trum vor­ge­schla­gen und aner­kannt. Mit dabei war auch das Kran­ken­haus Maria-Hilf in Bad Neu­en­ahr-Ahr­wei­ler. Die Vor­tei­le sol­cher Zen­tren sind laut Dr. Kreu­ter beson­ders die kur­zen Wege des Pati­en­ten zum Kran­ken­haus. Denn bei allen Schlag­an­fall­pa­ti­en­ten zählt jede Minu­te „Zeit ist Hirn“, so nann­te es Dr. Kreu­ter. Seit der Inbe­trieb­nah­me der Schlag­an­fall­ein­heit in Bad Neu­en­ahr-Ahr­wei­ler wur­de dort eine gute Arbeit geleis­tet und so konn­ten bis­her vie­le Schlag­an­fall­pa­ti­en­ten umge­hend dia­gnos­ti­ziert und erfolg­reich behan­delt wer­den. Dr. Ball­i­dis hat­te dazu auch eini­ge Zah­len parat. So sei­en im Schnitt im Jahr ca. 700 Pati­en­ten mit Ver­dacht auf Schlag­an­fall ein­ge­lie­fert wor­den, wovon bei 400 Men­schen ein Schlag­an­fall dia­gnos­ti­ziert wur­de. Nur 5 % der Pati­en­ten brauch­ten eine Wei­ter­be­hand­lung, z. B. für eine Ent­fer­nung eines Blut­ge­rinn­sels per Kathe­ter aus dem betrof­fe­nen Hirn­ge­fäß. Die­se Pati­en­ten wur­den dann umge­hend in Häu­ser der Koope­ra­ti­ons­part­ner des Kran­ken­hau­ses Maria Hilf zur Wei­ter­be­hand­lung verlegt.

Jetzt soll das alles nicht mehr gut und rich­tig sein, denn das Bun­des­so­zi­al­ge­richt hat ent­schie­den, dass Kran­ken­häu­ser mit Schlag­an­fall­ein­hei­ten schwe­re Fäl­le in Zukunft inner­halb von 30 Minu­ten in eine Spe­zi­al­kli­nik ver­le­gen müs­sen. Bis­her gal­ten die 30 Minu­ten für die rei­ne Trans­port­zeit. Seit dem Urteil im ver­gan­ge­nen Juni müs­sen in den 30 Minu­ten zusätz­lich zum Trans­port die gesam­te Logis­tik mit Tele­fo­na­ten an Part­ner-Kli­nik und Ret­tungs­dienst wie auch die Anfahrt des Ret­tungs­diens­tes zum Abho­len des Pati­en­ten für die Ver­le­gungs­fahrt geschafft wer­den. Das Zeit­fens­ter ist weder vom Kran­ken­haus Maria Hilf noch für die Mehr­heit der Kran­ken­häu­ser deutsch­land­weit zu bewäl­ti­gen. Die­ses aber bedeu­tet, dass die Kran­ken­kas­sen die ver­ein­bar­ten Zusatz­ver­gü­tun­gen für Schlag­an­fäl­le nicht mehr für die schwe­ren Fäl­le, aber auch pau­schal für alle ande­ren Schlag­an­fäl­le nicht mehr über­neh­men. „Falls wir das Geld für die Behand­lun­gen der Schlag­an­fall­pa­ti­en­ten von den Kran­ken­kas­sen nicht mehr erstat­tet bekom­men, bedeu­tet das für die Schlag­an­fall­ein­heit in unse­rem Hau­se das „aus“, unter­strich Dr. Ball­i­dis die pre­kä­re Lage. Die Fol­ge ist: Gera­de für Schlag­an­fall­pa­ti­en­ten, wo jede Minu­te zählt, wird die Situa­ti­on dann deut­lich schlech­ter. Die Ver­öf­fent­li­chun­gen in der Pres­se zu dem The­ma haben vie­le Leser falsch ver­stan­den und mein­ten das Kran­ken­haus Maria Hilf wür­de die Schlie­ßung vor­an­trei­ben. Das Gegen­teil sei der Fall, sag­te der kauf­män­ni­sche Direk­tor Tho­mas Karls. „Wir wer­den mit den Bür­ge­rin­nen und Bür­gern für den Erhalt der Schlag­an­fall­ein­heit kämpfen.“

Die­ses Ärger­nis kön­nen wir so nicht hin­neh­men, zumal es beson­ders die Men­schen betrifft, die wir als Senio­ren-Uni­on ver­tre­ten. Wir wol­len und müs­sen jetzt etwas dage­gen unter­neh­men“, beton­te der stell­ver­tre­ten­de Vor­sit­zen­de Her­bert Engel. Auch alle wei­te­ren Teil­neh­mer der Senio­ren-Uni­on bei die­sem Tref­fen waren sich einig, es müs­sen jetzt Schrit­te fol­gen, um den unsin­ni­gen Pla­nun­gen ent­ge­gen­zu­wir­ken. Daher möch­te der Vor­sit­zen­de Kol­ling das Ergeb­nis des Tref­fens umge­hend in den Vor­stand der Senio­ren-Uni­on brin­gen. „Wir wer­den in jedem Fall dem Gesund­heits­mi­nis­ter Spahn Daten und Fak­ten schil­dern, um ihm ein­mal die Situa­ti­on hier an der Basis zu ver­deut­li­chen und ihn für die Pro­ble­me zu sen­si­bi­li­sie­ren“, erklär­te Kol­ling dazu. Beglei­tend wird es dazu eine Unter­schrif­ten­ak­ti­on geben, bei der sich die Men­schen aus Bad Neu­en­ahr-Ahr­wei­ler, aber auch aus der Regi­on, für den Erhalt der Schlag­an­fall­ein­heit im Kran­ken­haus Maria Hilf stark machen kön­nen und sie kön­nen mit ihrer Unter­schrift for­dern, dass es so bleibt wie es jetzt ist. Dr. Kreu­ter unter­strich noch ein­mal klar: „Eine schnel­le Behand­lung von Schlag­an­fäl­len bedeu­tet für jeden betrof­fe­nen Pati­en­ten eine gro­ße Por­ti­on Lebens­qua­li­tät, auch für sein spä­te­res Leben“.